Glanz & Kante

G&K TEASER: Wer sind wir?

Hi, hier ist GLANZ & KANTE. Wir geben Einblicke in unsere Hintergründe, wie wir zum Schmuck gekommen sind, was die Schmuckpraxis für uns bedeutet, warum ein Zehntel Millimeter eine gewichtige Dimension für uns ist und was uns dazu bewegt hat diesen Podcast zu machen.

DANKE

Musik: Mine Pleasure Bouvar Wenzel I @mine_pleasure_bouvar

Grafik: Mirjam Römer I @_miroem_

Fotos: Kevin Momoh I @the.momoh

Dieser Podcast wird unterstützt von dem Fachbereich Metallgestaltung der HAWK, der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim, Holzminden, Göttingen sowie dem AStA der HAWK. Vielen Dank dafür!

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Transkription

Ruth: Hallo und Herzlich Willkommen! Hier ist Glanz und Kante! Hier ist unser Teaser, hier ist unser kleines Vorab, hier ist unser erstes Hallo! Hi!

Cathleen: Hi!

Ruth: Hier sprechen:

Cathleen: Cathleen Kämpfe

Ruth: und Anne Sophie Ruth Schneider vom Podcast Glanz & Kante.

00:00:42

Cathleen: Was ist GLANZ & KANTE? Es ist ein Podcast, von uns beiden, der eine La- gebesprechung vornehmen möchte zu gegenwärtigen Auseinandersetzungen und zu Ansätzen in gestalterischen Kontexten, mit der Schwerpunktsetzung auf Schmuck und körperbezogenes Objekt.

00:01:03

Ruth: Denn mindestens wir machen die Beobachtung, dass die Besprechung und Diskussion von dem Phänomen Schmuck als Kunst und kultureller Ausdruck bisher gesell- schaftlich stark unterrepräsentiert oder nur in sehr kleinen Sparten stattfindet. Dies mag daran liegen, dass das allgemeine Verständnis von Schmuck oft an eingeschriebenen Narrationen verbleibt, die ihn als Herrschaftsschmuck, Luxusgegenstand oder auch als Mode- oder Juwelenschmuck ausfindig machen.
Wir wollen also mit GLANZ & KANTE aufzeigen, wie Schmuck als körperbezogenes Objekt kultureller wie ästhetischer Ausdruck von Erinnerung, Gedanken,Prägungen, Weltvorstellungen, aber auch Protest, Queerung und Experiment ist. Wir möchten ver- mitteln, dass Schmuck nicht nur auf sich selbst, sondern auch immer über sich selber hinaus verweist. Dabei wollen wir auch versuchen dem Phänomen Schmuck im Diskurs um Kunst und Kultur mehr Raum und Präsenz zu verschaffen.

00:01:20

Cathleen: An dieser Stelle wollen wir uns kurz vorstellen, damit ihr wisst wer spricht und was unsere Hintergründe sind.

00:02:22

Ruth: Hej Cathleen, vielleicht möchtest du erzählen, woran du denkst, wenn du an Schmuck denkst?

00:02:29

Cathleen: Wenn ich überlege was Schmuck ist, denke ich ein bisschen an alles und nichts. Einerseits an ganz ganz viele verschiedene künstlerische Positionen. An ganz viele unterschiedliche Arbeiten, sowohl in ihren zahlreichen Hintergründen, wie auch in ihren Ausprägungen und in ihren Darstellungsformen. Ich habe in letzter Zeit auch ein paar Galerien und Ausstellungsflächen besucht. Und es ist immer wieder faszinierend was alles in Schmuck stecken kann. Andererseits denke ich auch an ein großes weißes Blatt Papier, an dem ich vielleicht anfangen kann neue Dinge zu schaffen, neue Sachen entstehen zu lassen und ganz viele Ideen in irgendeiner Art umzusetzen.

00:02:35

Ruth: Und möchtest du erzählen was für ein Schmuckstück du dir zuletzt gekauft hast? Beziehungsweise was das letzte aus dem Bereich Schmuck gewesen ist, was du erworben hast?

00:03:15

Cathleen: Zuletzt habe ich ganz viele Dinge für meine Masterthesis eingekauft. Das sind allerdings eher unübliche Dinge. Ich habe mir ganz viele Schaumstoffe und Fäden besorgt. Ich habe mir ganz viele Pigmente gekauft. Das war ein sehr sehr schöner Teil der Masterthesis damit zu experimentieren. Mein letztes Schmuckstück habe ich nicht gekauft, sondern erfreulicher Weise geschenkt bekommen von Sham, der auch mit an der HAWK lehrt und arbeitet. Und er hat mir einen kleinen abgegossenen Silberlöffel
in Form eines kleinen Eislöffels geschenkt. Der ist sehr bunt mit Acrylfarbe und kleinen Punkten bemalt. Er sieht so wahnsinnig nach Sommer und guter Laune aussieht, dass ich ihn jetzt schon wieder gerne trage.

00:03:25

Ruth: Das klingt richtig gut. Ich habe gehört es wird Frühling. Und es ist auch wieder ein bisschen blauer Himmel draußen. Du hast gerade schon die Institution HAWK, also Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, in den Mund genommen.
Vielleicht möchtest du uns an dieser Stelle erzählen, wie du zum Schmuck gekommen bist?

00:04:08

Cathleen: Ja gerne! Ich habe meine Schmucklaufbahn mit einer klassischen Gold- schmiedeausbildung begonnen. Das heißt, ich habe in einer dualen Ausbildung sowohl in einem Familienunternehmen gearbeitet, wie auch parallel die Berufsschule besucht. Und hatte anschließend die Möglichkeit dort nochmal 2 Jahre zu arbeiten. Was sehr schön war, da ich wirklich frei, im Rahmen der klassischen Schmuckgestaltung, arbei- ten konnte und ganz wunderbare Kolleg*innen hatte mit denen ich mich gut austau- schen konnte.

00:04:30

Ruth: Wo war die Goldschmiede?

00:05:00

Cathleen: Die war in Gotha. Sie war da schon sehr lange ein Familienunternehmen in dritter Generation und es gibt sie auch noch. Danach habe ich mich dazu entschlossen noch mal ein Studium an der besagten HAWK in Hildesheim zu beginnen . Bin dafür auch hierher gezogen und habe dort sowohl den Bachelor wie auch den Master absol- viert. Genau, und da bin ich jetzt. Und freue mich sehr mit dir zusammen diesen Pod- cast aufzunehmen zu können. Wir haben uns da ja auch kennengelernt.

00:05:03

Ruth: Ja ich freue mich auch darüber.
Du hast jetzt schon erzählt, du warst in der Goldschmiede und hast dann studiert. Und vielleicht möchtest du noch erzählen, was diese Schmuckpraxis oder dieses Schmuckmachen für dich bedeutet, bis hin zu was das für dich sein kann.

00:05:30

Cathleen: Ja, was es sein kann hat sich in der ganzen Laufbahn und in den letzten Jahren immer wieder auch geändert. Was die ganze Zeit geblieben ist, ist dass ich sehr gerne Schmuck für andere mache. Nach wie vor übernehme ich gerne Aufträge von Freunden und Bekannten und freue mich Schmuckstücke zu machen, von denen ich weiß, dass sie jeden Tag mit großer Liebe zu den Dingen getragen werden. Das freut mich nach wie vor sehr. Hinzugekommen ist natürlich meine künstlerische und inhalt- liche Auseinandersetzung. Da bin ich derzeit an dem Punkt, dass ich vor allem mit den Schmuckstücken zur Interaktion anregen möchte. Ich möchte dass die Menschen, die den Schmuck betrachten ihn auch gerne in die Hand nehmen wollen. Sich an der Idee vielleicht auch reiben, wachsen können. Das eine gewisse Partizipation damit stattfindet. Das sind so die ganzen inhaltlichen Punkte mit denen ich mich gerade beschäf- tige. Der Titel meiner Masterthesis war zum Thema Livemusik. Zu der Atmosphäre von Livemusik. Und das ist auf jeden Fall ein Bereich, in dem ich momentan weiterarbeite und meinen Schwerpunkt in meiner Arbeit sehe.

00:05:52

Ruth: Das heißt du hast den Versuch gestartet etwas atmosphärisches, was du erfah- ren hast, in ein Schmuckstück zu bringen oder über ein Schmuckstück zu vermitteln.

00:07:06

Cathleen: Genau! Der konkrete Titel lautet eigentlich: Die Erinnerung an Livemusik in körperbezogen Objekten. Mit dem Untertitel, dass ich die Atmosphäre von der besag- ten Livemusik darstellen möchte. Und das ist tatsächlich der absolute spannendste Punkt, mit dem ich mich wirklich sehr experimentell auseinandersetze: Die Erinnerung an ein Gefühl von der Atmosphäre darzustellen. Das ist ja wirklich sehr, sehr, sehr abs- trakt. Aber es ist für mich auch wahnsinnig spannend, welche Handlungsabläufe dazu vielleicht gehören können. Was denn eigentlich Erinnerung ist und wie sie abgebildet werden kann. Das ist wirklich ein sehr vielschichtiges Thema, mit dem ich, glaube ich, noch sehr lange zu tun haben werden.

00:07:17

Ruth: Ja wow, ich bin gespannt, was da noch alles so geschehen wird in deiner Forschung!

Cathleen: Ja danke, ich auch.

Ruth: Danke dir!

00:08:01

Cathleen: Und Ruth, sag du, woran denkst du eigentlich wenn du an Schmuck denkst?

00:09:00

Ruth: Das ist tatsächlich super komplex. Da ich nicht einen konkreten Gedanken in dieser versuchten Antwort von - woran denke ich dann - ausfindig machen kann. Weil da ganz viele Parallelräume in meinem Kopf plötzlich auftauchen, die irgendwo Zeug- nis oder geprägt sind von den Bildern, die ich von Schmuck kenne oder erlernt habe. Die ich gesehen habe, in herrschaftlichen Abbildungen (lacht), in Bürgermeistersäu- men oder Korridoren. Oder in Gemälden in irgendwelchen Museen an irgendwelchen Königinnen, usw. Also ich denke irgendwie an gut bestückte Colliers, Ketten und glitzernde Steine. Aber, um vielleicht beim Glitzer zu bleiben, ich denke auch sehr viel an Glitzer. Ich sage mal an Glitzer als Phänomen. Also an etwas, was sehr sparkly ist und überall hin funkelt und gar nicht konkret geortet werden kann. Vor allem denke ich auch an Objekte oder an Dinge, die mit Körpern und mit ihren jeweiligen Trägerinnen irgendwie in Interaktion sind und Geschichten mit sich tragen.

00:08:15

Cathleen: Und welches Schmuckstück hast du dir zuletzt gekauft? War es eins von diesen blinkenden, funkelnden, glitzernden Schmuckstücken?

00:09:59

Ruth: Leider nicht. Ich baue mir allerdings gerade zwei kleine Pins, da sind wirklich zwei sehr glitzernde und funkelnde Steine drin. Ich kann mich nicht daran erinnern, was für ein Schmuckstück ich mir zuletzt gekauft habe. Aber wenn ich das auf den Bereich beziehe: Ich habe heute eine Schnur bekommen für einen Anhänger, den ich gerade fertige. Die habe ich mir noch mal bestellt, da die Schnur, die ich mir zuvor be- stellt habe, etwas zu schmal war mit 0,9mm. Die jetzige Schnur hat 1,2 mm im Durch- messer und ist einfach viel zu groß. Sie ist viel zu dick! Ich würde mal sagen, das ist ein Problembereich, mit dem Cathleen und ich bestimmt schon sehr oft zu tun hatte. Die Schnur bräuchte eigentlich 1mm, dann wäre sie perfekt. Aber sie gibt es jetzt nicht mehr zu kaufen.

00:10:07

Cathleen: Das ist ja schrecklich (lacht). Was machst du denn jetzt? (lacht)
Das klingt wahrscheinlich total übertrieben, aber ich kann es so nachfühlen. Das Prob- lem ist für mich absolut offensichtlich (lacht).

00:11:01

Ruth: (lacht) es ist fürchterlich! (lacht)!

00:11:11

Cathleen: (lacht) Was machst du denn jetzt?

00:11:14

Ruth: Ich habe mich dazu entschlossen, zu schauen wie viel Meter Vorrat ich noch von der 1mm Schnur habe. Ansonsten werde ich notgedrungen auf die 0,9mm Schnur umsteigen. Das ist tatsächlich ein bisschen bitter. Genau. Das ist ein Dilemma, mit dem Schmuckis auf jeden Fall immer mal zu tun haben: Immer mal ein bisschen penibel nach dem Zehntel Millimeter zu suchen, der fehlt oder ergänzt werden muss.

00:11:16

Cathleen: Auf jeden Fall (lacht). Das Problem kommt mir wirklich sehr bekannt vor. Wie bist du denn eigentlich zum Schmuck gekommen und wann hat sich diese Ausprägung für dieses Zehntel Millimeter erkennen überhaupt ergeben für dich?

00:11:51

Ruth: Also ich frage mich manchmal, wo ich anfangen soll, wenn ich diese Frage ge- stellt bekomme. Mir wurde sie tatsächlich letzte Woche auch schon mal gestellt. Und da bin ich ein bisschen zurück gegangen, in die Zeit, in der ich Ohrringe gestochen bekommen habe. Und angefangen habe selber Ohrringe zu machen, mit Drähten und so bunten Perlen. Da war ich 12, 13 Jahre alt.
Und ich glaube beide Momente, wenn ich so drüber nachdenke, können eigentlich so etwas wie Schlüsselmomente sein. Weil dieses Ohrringstechen, vielleicht können sich jetzt manche Hörer*innen dort wiederfinden.. Ich wollte immer Ohrringe haben, durfte sie aber noch nicht haben, sondern erst ab einem bestimmten Alter.
Dann bin ich mit meiner Mutter zu Christ gegangen, in Göttingen, der Stadt in dessen Nähe ich groß geworden bin, und durfte mir dort diese medizinischen Ohrringe aussuchen. Konnte mich natürlich nicht entscheiden. Habe die mit den blauen, glitzernden Steinen genommen, Heute würde ich sagen mit den blauen, hellblauen, Zirkonia. Und dann wurden mir diese Ohrringe durchs Ohrläppchen gestochen. Ich kann mich heute nicht mehr an den Schmerz von damals erinnern. Und ich weiß noch: Danach fühlte ich mich mega! Ich war endlich die Prinzessin, die ich niemals sein wollte. Ich wollte nie Prinzessin sein. Aber in dem Moment, als ich die Ohrringe hatte, war ich plötzlich die Prinzessin. Ich weiß noch, ich bin durch die Göttinger Innenstadt gegangen und dachte mir: Alle sehen wir großartig ich aussehe, mit diesen wunderbaren, winzig kleinen (lacht) hellblauen, glitzernden Steckern. Ich war mega stolz und habe mich pudel- wohl gefühlt. So fing das bei mir an. Ich glaube das war ein ganz emotionales Erlebnis, Schmuck das erste so ganz körperlich gefühlt zu haben. Dann habe ich angefangen super viele Ohrringen zu fertigen aus Perlen und Draht und habe da Stunden mit ver- bracht. Hatte diese Perlen alle nach Farbe sortiert und hatte dann auch letztlich diese ganzen Ohrringe in meinem Zimmer an einer Geschenkpapierschnur an die Wand gehängt, mit mehreren Schnüren untereinander: Und dort die Ohrringe natürlich auch nach Farbe sortiert hingehängt. Das waren nicht nur so 20, sondern eher 100, die dann dort hingen. Das war eine innere Notwendigkeit. Ich musste das machen. Ich brauchte diesen Raum, in dem ich diese Ohrringe machen konnte. Und ich wusste damals noch nicht genau, warum mache ich das. Ich habe das einfach gemacht, das war ein Hobby und hatte damals einfach noch keine Begriffe dafür, dass ich da eventuell irgendetwas verhandele.
Dann dachte ich mir so als Jugendliche mit 15/16, ich will Goldschmiedin werden. Habe die Schule abgebrochen um Goldschmiedin zu werden. Habe ein Praktikum in einer Goldschmiede in Göttingen für ein halbes Jahr gemacht. Habe mich dann in Hanau an der Staatlichen Zeichenakademie beworben und dort letztlich 3 1⁄2 Jahr eine Ausbildung zur Goldschmiedin gemacht. Danach dachte ich mir: Hey, hinter diesem Schmuck steckt doch irgendwie noch mehr! Während dieser Ausbildung durften wir auch Schmuck gestalten und ich sage mal, in eine etwas kreativere Formgebung gehen, die aber immer noch sehr konventionell, sage ich mal, sich ausgestaltet hat, letztlich. Ich dachte irgendwie immer, das kann es jetzt nicht gewesen sein. Ich möch- te noch mehr darüber erfahren, Ich möchte noch mehr wissen, was ist das eigentlich und ich möchte auch nochmal intensiver herausbekommen, warum ich das eigent- lich machen muss. Ich bin dann eben auch nach Hildesheim gekommen an die HAWK und habe den Bachelor dort gemacht und bin jetzt aktuell im Master und studiere Schmuck.

00:12:05

Cathleen: Ach Wahnsinn, da sind so viele Punkte, bei denen ich gerne weiter nachfragen würde. Was ist aus den 100 Ohrringen geworden?

00:16:35

Ruth: (lacht) Ich glaube, die wurden aufgelöst, wie so eine Wohnung, die aufgelöst wird. Ich glaube die wurden aufgelöst, vielleicht habe ich auch ein paar entsorgt. Oder ich dachte mir irgendwann, was habe ich denn damals für komische Sachen gemacht, das muss jetzt alles weg. Aber ich weiß noch, dieses Jahr an Weihnachten war ich für einen Tag bei meiner Mutter und sie hat anscheinend ein paar dieser Perlendinge auf- gehoben. Ich habe mit meinen Nichten und meiner Schwester etwas für diese Nichten gebastelt und da spielten eben auch diese Perlen eine Rolle. Meine Schwester sagte dann: „Hej, das ist die Perlendose von Tante Ruth.“ An manchen Perlen war noch ein Stückchen Draht dran. Und dann haben die mich bei jedem kleinen Drahtkonstrukt gefragt: „Tante hast du das auch gemacht?“ Und dann durfte ich immer sagen: „Jaaaa.“ All diese Dinge, die ich gemacht habe, mussten in ihren Objekten integriert werden. Da kam es sozusagen zu einer Weitergabe.

00:16:43

Cathleen: Das ist ja aber total schön oder?

00:17:55

Ruth: Ja. Aber ich glaube das warne nur so Versuchsteile, die ich dann wieder Verwor- fen habe in meiner damaligen Praxis, die dann irgendwie in dieser Perlenkiste gelandet sind.

00:17:58

Cathleen: Ja aber ein Teil deines Herstellungsprozesses und deiner Ideenwelt steckt ja dann da drin. Ist ja als Idee in dem Objekt drin

Ruth: Ja. genau.

Cathleen: Ist ja großartig.

Ruth: Genau.

00:18:10

Cathleen: Das heißt offensichtlich hat sich deine Vorstellung von Schmuck auch mehr- fach geändert. Was bedeutet denn jetzt deine Schmuckpraxis für dich?

00:18:20

Ruth: Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Und du hattest das eben gerade auch schon mal angedeutet. Und vielleicht ist das bei uns beiden ein bisschen ähnlich, dass das für mich auch etwas prozessuales ist und sich diese Bedeutung dessen, was diese Schmuckpraxis für mich bedeutet, auch immer einem Wandel unterliegt. Aber auf jeden Fall merke ich, dass ich mich doch recht intensiv damit auseinandersetze, wie Schmuck als Ausdruck von Erinnerung und Erfahrung fungiert. Wenn auch irgendwie anders, als du das machst. Und das ebenso nicht nur individuell, sondern auch kollek- tiv geprägt ist und zugleich auch gedacht werden sollte. Ich frage mich auch, welche Normen prägen eigentlich den Schmuck und wie kann ich eigentlich durch meine Schmuckpraxis diese Normen befragen und vielleicht auch queeren oder durchbre- chen. Ich glaube soweit werde ich nicht kommen (lacht). Aber zumindest vielleicht er- weitern, Dabei frage ich mich natürlich auch, wer bestimmt eigentlich wessen Objekte an Körpern platziert sind. Und frage mich natürlich, was es bedeutet, Objekte an Kör- pern zu platzieren. Auch vor dem Hintergrund, dass Körper intensiven Objektifizierun- gen unterlegen sind. Ich versuche da Schmuck zu gestalten, der empowern kann und der die Körper nicht objektifiziert. Dabei ist mir natürlich auch ein Bewusstsein für die Geschichtsschreibung und die Narrative, die sich im Schmuck finden, wichtig. Ebenso die Frage danach, wer hat eigentlich Zugang zu Schmuck, beziehungsweise zu wel- chem Schmuck. Da ich vermute, oder bisher so beobachtet habe, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, Schmuck zu besitzen. Denn Schmuck kann ganz vielfältige Formen und Materialien haben. Und es aber gerade spannend finde, dass vor allem Schmuck, der eher künstlerische Positionen verhandelt, ganz wenig gesellschaftliches Echo erfährt. Da frage ich mich auch, wie können da weitere und breitere Zugänge geschaffen werden. Also - was bedeutet die Schmuckpraxis für mich - ist glaube ich ein ganz intensives befragen von unterschiedlichsten Bereichen, die, wenn ich das so

Schlagwortartig überhaupt fassen kann, vielleicht im Bereich Machtkritik und Femi- nismus fußen. Gleichzeitig etwas damit zu tun haben, dass es mir um ein Prozess von Materialisierung geht, im weitesten Sinne.

00:18:28

Cathleen: Wahnsinn, da steckten so viele Bereiche drin und so viele verschiedene Fa- cetten, die ich alle sehr sehr spannend finde. Umso mehr freue ich mich, dass wir uns in diesem Podcast mit ganz vielen dieser Themen auch beschäftigen werden.
Ruth, magst du vielleicht ganz kurz mal aufzählen, was so die nächsten Themen sind für unsere Podcastfolgen?

00:21:33

Ruth: Ja voll, also ich würde erst mal kurz darauf eingehen, was uns so erwartet. Und das sind nämlich Gespräche, vor allem mit Wissenschaftlerinnen und Schmuckkünstlerinnen oder auch mit Personen, die sich mit Schmuck auseinandersetzen.
Mit Personen, die kuratieren oder mit Personen, die in der Bildungsarbeit oder auch Kulturbranche aktiv sind. Und die Themenbereiche, die Besprechung finden werden sind unter anderem: Schmuck und seine Codes, Schmuck und Material, Schmuck und Dekolonisierung sowie Schmuck und BIPoC Positionen im Schmuck. Aber auch natürlich Schmuck und populäre Kulturen sowie Gespräche darüber wie man eigentlich vom Schmuck Leben kann und ob und wie das möglich ist. Darüber hinaus werden wir natürlich auch darüber sprechen, wie und ob es möglich ist mit Schmuck widerständig zu sein oder durch Schmuck Machtkritik zu formulieren.
Das sind nur ein paar Bereiche, die hier so Stichwortartig genannt werden. Aber es werden in jedem Fall auch noch ein paar mehr kommen. Und wir freuen uns auf tolle Gästinnen und Gesprächspartnerinnen und sagen: Bis ganz bald!

00:21:52

Cathleen: Bis ganz bald!

Ruth: Vielen Dank!

Cathleen: Wir freuen uns!

00:23:08