Glanz & Kante

Schmuck und Leben

Wann prägt sich ein ästhetisches Empfinden aus, welche Rolle spielen Vorbilder, das Umfeld und Lehrpersonen für die eigene Schmuckpraxis? Wie sich die Schmuckpraxis entwickeln kann und sich zum Alltag verhält, darüber sprechen wir mit Sarah Schuschkleb. Dabei geht es um Erinnerungen an haptische Erfahrungen, es geht um finanzielle Sorgen und die starke Zuwendung zum Bereich Schmuck als Medium und Filter, über das vermittelt und erfahrbar gemacht werden kann.

LINKS zur Episode
Sarah Schuschkleb auf instagram | @sarahschuschkleb
Webseite: http://sarahschuschkleb.de/

DANKE
Musik: Mine Pleasure Bouvar Wenzel | @mine_pleasure_bouvar


Dieser Podcast wird unterstützt von der HAWK, der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim, Holzminden Göttingen sowie vom AStA der HAWK und dem Regionalrat des Studentenwerks OstNiedersachsen. Vielen Dank dafür!

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Transkription

Cathleen Kämpfe: Hallo! Ruth und ich sprechen heute mit Sarah Schuschkleb. Sarah wurde 1985 geboren, hat in Pforzheim ihre Goldschmiedeausbildung gemacht und studierte von 2011 bis 2017 bei Daniel Kruger auf Diplom und 2018-2020 als Meisterschülerin von Hans Stofer an der Burg Giebichenstein in Halle an der Saale Schmuck. Für Sarah ist Schmuck nicht nur ein Zierobjekt, er kann auch Einfluss auf unser Verhalten nehmen – Schmuck fordert heraus und wir müssen uns ihm gegenüber verhalten, wenn wir ihn tragen. Für Sarah funktioniert Schmuck wie eine Art freie lesbare Regieanweisung. Sie denkt Schmuck aus der Sicht der Tragenden, der Blick von Außen ist zweitrangig. Ihre Schmuckobjekte dienen der Fokussierung auf die eigene Situation. Sie kontrollieren das Außen, um den Blick nach Innen zu lenken. Wir erfahren heute etwas darüber, wie Sarah zum Schmuck gekommen ist, welche Rolle Haptik in ihren Arbeiten aber auch in dem Erfahren und Erinnern spielt, wie Haptik prägend sein kann und sich in Schmuck übersetzen lässt. Dabei geht es auch darum, wie Schmuck in ihrem Leben verhaftet ist und wie das Umfeld ihre Schmuckpraxis prägt und prägte.

00:00:10

Cathleen Kämpfe: Hallo Sarah, schön, dass du da bist. Als erstes würden wir gerne eine Frage stellen, die wir allen unseren Gäst*innen stellen möchten. Und zwar: Was hast du dir aus dem Bereich Schmuck zuletzt gekauft?

00:01:55

Sarah Schuschkleb: Hallo und Danke, dass ich da sein darf. Das Letzte was ich mir gekauft habe, war von einem Kollegen, Yonghak Jo, ich hoffe ich spreche das richtig aus, er ist aus Korea. Und das war eine Brosche aus der Serie sleeping bombs. Ich nehme sie als so eine Art Mahnmal wahr, die man mit sich führen kann. Das sind tatsächlich kleine Bomben, die lackiert sind, wie eben Blindgänger, die sozusagen schlafen und die die Zeit unheimlicher Weise überstehen. Also sie erinnern an etwas was passiert ist. Sie sind aber auch ein Bewusstmachen davon, dass es jederzeit wieder passieren kann, was ja jetzt gerade einfach schrecklich aktuell ist, tragischer Weise.

00:02:07

Cathleen Kämpfe: Wow, das ist ja sehr aktuell. Wann genau hast du die gekauft? Um es mal kurz in den Kontext zu setzen.

00:02:50

Sarah Schuschkleb: Ich habe sie mir Anfang des Jahres noch vor dem Krieg gekauft.

00:02:57

Cathleen Kämpfe: Wahnsinn. Und hast du sie schon getragen?

00:03:01

Sarah Schuschkleb: Nein, ich trage gerade wenig Schmuck. Ich glaube weil es für mich wenig Anlässe gerade gibt. Aber ich hatte sie noch nicht an, nein. Vielleicht hatte ich sie auch noch nicht an, weil es gerade zu aktuell ist. Es würde sich glaube ich falsch anfühlen für mich mit einer Bombe rumzulaufen. Also jetzt gerade.

00:03:04

Cathleen Kämpfe: Genau weil es ja gerade gar nicht so schweigt die Bombe. Das ist ja das Erschreckende und so hoch aktuelle.

00:03:22

Sarah Schuschkleb: Und bei der Arbeit eigentlich so dieses Bewusst machen, dass die Gefahr droht, um sie sozusagen durch das Bewusst halten vielleicht zu verhindern. Und jetzt gerade ist es … ja. Also ist zumindest meine persönliche Deutungsweise.

00:03:27

Cathleen Kämpfe: Genau, da kann man irgendwie ganz gut erkennen, was alles so an Gefühlen und Botschaften in Schmuck drin sein kann. Ich glaube das hatten wir jetzt noch gar nicht so als Beispiel. Wir haben meist diese stark positiven Emotionen oder vielleicht sentimentale Erinnerung oder Ähnliches. Aber das Drohende, Schwebende auch in Schmuck zu verarbeiten ist natürlich sehr sehr spannend.

00:03:40

Sarah Schuschkleb: Also ich habe mir das Stück wirklich nicht aus ästhetischen Gründen gekauft. Sondern weil ich einfach einmal Yonghak davon reden gehört habe und ich lange nicht so ergriffen war. Es hat mich einfach stark überzeugt die Arbeit.

00:03:58

A.S. Ruth Schneider: Ja voll, und es ist auch noch mal spannend zu sehen, wie schnell sich dann doch auch so ein Zeichengehalt wandeln kann von einem Symbol. Also worauf es verweist und wie das dann in Zeitkontexte eingebettet ist und sich dann doch vielleicht halbwegs plötzlich, auf jeden Fall aus einer Mitteleuropäischen Perspektive, ändern kann.

00:04:11

Sarah Schuschkleb: Ja, eine ganz andere Präsenz auf einmal hat.

00:04:35

Cathleen Kämpfe: Da passt die nächste Frage gar nicht so richtig ganz dazu (lacht). Ich möchte sie aber trotzdem ganz gerne stellen, einfach um ins nächste Gespräch zu kommen. Wie bist du eigentlich zum Schmuck gekommen?

00:04:38

Sarah Schuschkleb: Wie bin ich eigentlich zum Schmuck gekommen? Also es gibt so verschiedene Dinge, die dazu geführt haben. Das eine war, ich glaube Ruth hat das auch bei eurem allerersten gemeinsamen Gespräch erwähnt, dass sie sich hat Ohrlöcher stechen lassen. Und ich habe mir mir 18 Ohrlöcher stechen lassen. Nicht weil ich Ohrringe haben wollte, sondern weil ich total Angst vor Nadeln habe. Und ich dachte mir, wenn ich dann anfange mir täglich irgendwelche Nadeln durch den Körper zu schieben, dann geht vielleicht die Angst ein bisschen weg. Das klingt absurd, aber das war meine Hoffnung damals. Hat leider nicht geklappt. Aber ich hatte große Freude auch am Ohrringe basteln tatsächlich. Dieses böse Wort ‚basteln‘ habe ich viel und wild gemacht. Und da war so die erste Begegnung für mich mit Schmuck Machen. Und das andere war nach dem Abi, dass ich überlegt habe, was möchte ich denn eigentlich machen. Und ich wollte nicht studieren. Ich wollte tatsächlich ein Handwerk lernen und habe dann Praktika gemacht und habe mich ins Goldschmieden verliebt, erst mal. Und das andere ist, dass mir auch schon immer klar war, dass ich was Kreatives machen wollte. Das ist vielleicht auch einfach ein wenig in der Familie präsent. Also mein Vater ist Grafiker, mein großer Bruder auch, und einer fotografiert. Und es sind so diese ganzen zweidimensionalen Dinge. Und da war mir klar, ich muss irgendwie ein anderes Feld für mich erobern. Das war dann das Dreidimensionale irgendwie. Und ja, so bin ich zum Schmuck gekommen.

00:04:50

A.S. Ruth Schneider: Genau, das heißt dann, du warst in Pforzheim. Und dann hast du dich aber auch noch für ein Studium entschieden.

00:06:08

Sarah Schuschkleb: Genau, ich habe dort das Berufskolleg besucht und das ist ja auch so ein bisschen drauf ausgelegt, dass man danach weiter studiert. Und ja, dann habe ich mich für ein Studium entschieden. Und verrückter Weise wollte ich wirklich nie Kunst studieren. Ich glaube deshalb habe ich auch im ersten Schritt gesagt: Ich mache ein Handwerk. Und irgendwann war mir klar, ich glaube ich muss Kunst studieren. Das war irgendwie so ein, klingt jetzt blöd aber, ernüchternder Moment zu merken, ja das ist mein Weg irgendwie.

00:06:16

A.S. Ruth Schneider: Ja und wir werden später gleich noch etwas intensiver was von deiner Schmuckpraxis hören. Und uns würde jetzt noch mal interessieren, ob du manchmal darüber nachdenkst, was du tun würdest, würdest du dich nicht im Schmuck bewegen oder würdest du nicht Schmuck machen oder Kunst studiert haben.

00:06:45

Sarah Schuschkleb: Das ist eine lustige Frage, weil die hat mir vor ein oder zwei Jahren mein ehemaliger Professor Hans Stofer schon mal gestellt. In so einem öffentlichen Gespräch, das wir hatten. Und ich war ganz lange still. Und habe dann beglückt festgestellt, ich habe mir die Frage noch nie gestellt. Das fand ich spannend, weil ich noch nie über einen Plan B nachgedacht habe. Also ich wüsste jetzt nicht, was ich lieber machen würde. Das ist so ein komischer Ausdruck. Aber ja. Das war so der erste AHA- Moment, den ich als mir die Frage zum ersten Mal begegnet ist hatte. Und dann ist mir aber eingefallen. Ich hatte schon Dinge, die mich früher mal begeistert haben. Ich habe mal darüber nachgedacht ob ich mal Chemie studiere. Was ja was ganz anderes ist. Aber da war mir klar, nee, ich muss was machen!

00:07:06

A.S. Ruth Schneider: Ja finde ich ganz beeindruckend, dass mit der Frage gar nicht so etwas kommt wie: Ahh, ja, das und das hätte es noch alles gegeben.

00:07:47

Sarah Schuschkleb: Also ich glaube es gibt sehr viele Möglichkeiten, sein Leben anders zu gestalten. Und ich glaube ich würde auch Möglichkeiten finden anders glücklich zu werden, wenn ich müsste. Aber ich muss es ja nicht. Es gibt ja keine entweder – oder Frage.

00:07:56

A.S. Ruth Schneider: Und das führt mich mit dahin zu fragen, was das Schmuck Machen oder das Schmuck Denken für dich bedeutet?

00:08:07

Sarah Schuschkleb: Also ich glaube, dass sich sozusagen das Machen an sich, also egal, was am Ende bei rauskommt – Schmuck ist mein Medium. Ich habe mich für Schmuck entschieden. Es ist wie ein Filter für mich, das arbeiten. Von den Dingen, die ich erlebe. Und am Schluss bleibt die Essenz, und das ist das Stück dann. Und im besten Fall können andere dann auch wieder etwas darin sehen und erkennen, was mit ihrem Leben dann in Verbindung steht. Eine sehr große Frage, die sehr schwer zu greifen ist.

00:08:14

A.S. Ruth Schneider: Total. Also, du hast jetzt gerade gesagt, Schmuck ist ein Filter, ein Medium und du nutzt es vielleicht auch, um bestimmte Essenzen zu transportieren. Und da frage ich mich natürlich, ob auch dein Alltag vom Schmuck durchdrungen ist oder wie sozusagen dein Alltag auch in Beziehung zu deiner Schmuckpraxis steht?

00:08:43

Sarah Schuschkleb: Also zu meinem Schmuckschaffen. Ich unterscheide schon auch zwischen Schmuck Tragen und Schmuck Machen. Ich trage anderen Schmuck als den, den ich mache. Und der Alltag ist durchdrungen davon, dass ich ein haptischer Mensch bin und Dinge anfassen möchte, erleben möchte, wahrnehmen möchte. Das ist etwas, was für mich in Schmuck total präsent ist, weshalb er mich so reizt. Das man in direkten Kontakt mit ihm treten kann. Aber so begegne ich, denke ich, auch allem anderen. Wenn ich im öffentlichen Raum einer Skulptur begegne, dass ich sie oft anfassen möchte. So würde ich sagen, dass der Blick auf Schmuck so in meinen Alltag hineinführt. Dass ich sozusagen, dass was man mit Schmuck machen kann, also ihm körperlich begegnen, dass das auch eine große Rolle in meinem Alltag spielt. Dass ich Dinge wahrnehmen möchte. Und das andere ist in wie fern das Arbeiten auch in meinen Alltag einfließt. Also ich glaube mal mehr, mal weniger. Häufig fällt es mir auch gar nicht so auf, wie man parallel schon so anfängt. Künstlerisch Arbeiten kann man nicht ausschalten, das passiert halt nebenbei, das passiert beim Kochen, beim Einkaufen. Und plötzlich hat man dieses Sammelsurium und das kommt vielleicht Monate später, Jahre später oder irgendwie fünf Sekunden später raus. Und dann ist es da und man rennt ins Atelier und schreibt es auf und setzt es direkt um. Je nachdem.

00:09:10

Cathleen Kämpfe: Wie begreifst Du den Bereich des Haptischen oder der Haptik? Das hast Du ja auch schon gesagt, dass Du Dinge immer wieder anfassen musst und dass es Deine Brücke zur Wahrnehmung ist und Du das auch so weitergeben möchtest.

00:10:28

Sarah Schuschkleb: Also Haptik ist auf jeden Fall etwas, was man aktiv tut. Also man erkundet aktiv. Ich trete aktiv mit Gegenständen, also wenn es jetzt um Schmuck geht, in Verbindung. Dieses Berühren finde ich hilft beim Runterkommen. Das finde ich ja das Schöne am Schmuck, dass es ohne Worte auskommt. Du machst es mit dem Körper und dann zieht der Geist so nach. Beruhigung, Fokussierung, das passiert finde ich durch Haptik.

00:10:41

Cathleen Kämpfe: Auf jeden Fall, ich finde das sehr gut nachvollziehbar. Weil ich auch finde, dass Objekte einen sehr ankern können. Dieses beruhigende Gefühl kommt mir sehr bekannt vor. Was ist denn eine beunruhigende Haptik für Dich? Gibt es das?

00:11:11

Sarah Schuschkleb: Eine beunruhigende Haptik? Das gibt es wahrscheinlich für mich persönlich, ja. Aber das sind dann wahrscheinlich Dinge, die mir nicht behagen. Ich glaube grundsätzlich gibt es das wahrscheinlich nicht. Das hat wahrscheinlich mit persönlichen Erfahrungen zu tun, ob ich jetzt gerne über Samtkissen streichele oder ob ich das ganz furchtbar finde. Also das ist ja dieses: Welche Erfahrungen hat man, mit welchen Dingen wurde man groß? Und ich glaube das ist für jeden Menschen sehr unterschiedlich, was eine angenehme und unangenehme … . Also genauso wie Berührungen, ob man es jetzt mag ob man mit einem festen Druck oder nur leicht berührt wird. Das ist ja auch sehr unterschiedlich, was man als positiv oder als negativ wahrnimmt.

00:11:24

A.S. Ruth Schneider: Hast Du besondere haptische Erlebnisse, mit denen Du groß geworden bist, die Dir in einer haptischen Erinnerung verhaftet sind?

00:12:03

Sarah Schuschkleb: Ja spannender Weise! Habe ich noch nie drüber nachgedacht. Mein Vater hatte eine Kokosnuss. Eine große Kokosnuss, die ist getrocknet und dann hat er sie gefeilt und relativ glatt gemacht. Und die hatte da ein Geräusch. Und damit habe ich viel gespielt. Die mochte ich. Also auch das Machen. Wie er das gemacht hat und dann der Umgang damit, wie der Prozess war. Und spannenderweise habe ich mir auch am Anfang meiner Ausbildung mir wieder eine Kokosnuss besorgt und daran rumgefeilt. Und die liegt auch immer noch an meinem Werktisch, an der feile ich dann immer mal ein bisschen weiter. Man würde damit ganz schnell fertig werden aber ich werde mit so was nicht schnell fertig. Das ist so was, was eine keine künstlerische Arbeit ist aber was für mich Haptik und Anfassen und Erinnerung irgendwie …. . Ja, das ist dieses Eine, dieses ganz Glatte was Haptik angeht. Und dann gab es bei uns immer einen großen Knüpfteppich, wo geknüpft wurde, da saß ich mit meiner Mutter dran und wir haben so alte Wollreste zusammen geknüpft. Und das darüber Streicheln und das Machen… Ja das habe ich spannender Weise auch in mein jetziges Leben integriert. Es gibt auch so ein Stück Teppich, an dem ich rumknöpfe. Also was beides nichts mit meiner künstlerischen Praxis zu tun hat aber für mich so erdende sinnliche Erlebnisse sind.

00:12:12

Cathleen Kämpfe: Ach verrückt. Ich muss gerade daran denken, wie weit weg das von meinen Kindheitserinnerungen ist. Dieser bewusste handwerkliche Umgang mit Dingen, das finde ich total beachtlich. Also ich kann mich gar nicht daran erinnern, das meine Eltern Dinge hergestellt haben. Sondern ich habe das so für mich irgendwie in meinem kleinen Kosmos gemacht. Da gab es sozusagen nicht diese Weitergabe in der Familie. Das finde ich total spannend.

00:13:21

Sarah Schuschkleb: Ja spannend, dass du das jetzt auch so sagst. Weil ich meine Eltern nie so wahrgenommen hätte. Ich würde fast behaupten, die sind beide handwerklich total unbegabt. Aber ja, es muss ja anscheinend so gewesen sein, sonst würde ich es so jetzt ja nicht erzählen. (lacht)

00:13:45

A.S. Ruth Schneider: Wir waren jetzt gerade so bei haptischen Erlebnissen in der Kindheit. Und jetzt bin ich natürlich super neugierig ob es auch herausstechende haptische Erlebnisse in der Pubertät gab?

00:13:59

Sarah Schuschkleb: Ja auch eine spannende Frage. Also wahrscheinlich würde ich übermorgen eine Antwort für dich haben. Jetzt gerade … . Also ich hoffe oder ich gehe stark davon aus, dass ich solche Erlebnisse hatte, wie wahrscheinlich jeder und jede. Aber mir ist nicht wirklich was jetzt als so ein „Ahja, das habe ich jetzt als etwas ganz anderes empfunden.“ Da habe ich jetzt gerade nicht so ein …

00:14:10

A.S. Ruth Schneider: Ja ich glaube ich hätte da jetzt auch eher so inflationäre Sachen wie: Die Stoffe im H&M anzufassen. Weil so zu H&M zu gehen special war. Und dann immer alles angefasst werden musste. (lacht)

00:14:31

Sarah Schuschkleb: War für mich natürlich auch aufregend. Aber ich glaube da war weniger das Anfassen, als dieses ich gehe raus und mache etwas eigenständig und ich entscheide eigenständig Dinge. So wie: ich suche mir ein Teil aus. Also ich glaube das war da stärker im Vordergrund wie das haptische Erleben. Also es gibt ja immer verschiedene Gewichtungen vom Erlebten. Da war es eher dieses in die Welt raus treten und mehr Selbstbestimmung erleben, wie dieses ich lasse mich jetzt wieder aufs Kleine ein und in der Pubertät öffnet sich so was. Und dieses Haptische Erleben ist ja so nach Innen. So dieses Fokussieren für mich. So erlebe ich das. Und wenn ich mich so einer Oberfläche hingebe, dann bin ich halt ganz bei mir oder bei dieser Oberfläche. Und ich glaube Pubertät ist alles andere als bei mir sein. Also das habe ich so erlebt, da ströme ich halt in die Welt, in das Leben. Daher glaube ich, kann ich das für die Pubertät nicht so sagen. Aber ich bin mir sicher, dass es das auch da gab.

00:14:48

Cathleen Kämpfe: Was bedeutet es für dich Haptik über Schmuck zu übersetzen? Da kommen wir wieder ein bisschen zurück zum Schmuck. Und auch ein bisschen zurück zu dem Filter, den du vielleicht ganz Eingangs besprochen hast.

00:15:41

Sarah Schuschkleb: Wie rum fange ich da an? Also ich glaube, wenn ich versuche Schmuck zu machen, hatte ich ganz lange das Bestreben, den Schmuck neutral – was auch immer das heißen mag -, aber dass er sich zurück nimmt und dass das Erleben vom Träger oder Trägerin im Vordergrund steht. Also dass man irgendwie auf etwas gelenkt wird, aber dass das nicht von mir vorgegeben wird. Also dass das erst mal auf einer Art neutralen Ebene sein kann. Das war für mich jetzt im Nachhinein sehr naiv. Weil nichts ist neutral, vor allem nichts was ich erzeuge und dann raus gebe. Aber das war so das Angestrebte. Deswegen sind ganz viele Oberflächen, die ich noch vor ein paar Jahren gemacht habe, sehr glatt. Und das man eher über die Optik einen Reiz wahrnimmt. Und umso mehr ich mir bewusst mache, wie sehr auch ich selber einfließe in die Stücke, umso mehr lasse ich einfließen an verschiedenen Oberflächen. Umso mehr lasse ich einfach zu. Das heißt aber nicht, dass das nicht komplett anders vom Träger oder Trägerin gelesen werden darf. Sondern ich lasse nur zu, dass auch ein bisschen was von mir drin ist, dass das Gegenüber dann wahrnehmen kann, wie er möchte. Ob jetzt die Oberfläche eher angenehm oder eher unangenehm ist, spielt da eher keine Rolle.

00:15:52

Cathleen Kämpfe: Das finde ich total nachvollziehbar, weil ich auch sehr lange versucht habe, möglichst neutrale Dinge zu machen. Und möglichst auch gar keinen Text dazu gegeben habe und auch keine Erklärungen, um bloß nicht die eigene Interpretation der Tragenden zu verwischen und irgendwo hin zu lenken. Was zumindest bei meinen Stücken dazu irgendwann führt, dass ich die gar nicht mehr identifizieren kann. Weil ich gar nicht weiß (lacht) was die denn jetzt eigentlich wollen in dieser Welt.

00:17:06

Sarah Schuschkleb: Ja spannend. Bei mir würde ich sagen unterscheidet es sich insofern, dass ich versucht habe sie neutral zu machen, damit der Träger, die Trägerin sie immer wieder neu bestücken kann. Also so, dass auch ich sie wieder neu sehen kann. Also das ich mit den neuen Erfahrungen die ich gemacht habe, dass ich die da rein sehen kann, die ich vorher noch nicht hatte. Dass das eine Art von Neutralität ist.

00:17:30

Cathleen Kämpfe: Hast du ein Schmuckstück, von dem du jetzt, vielleicht so 10, 15 Jahre später sagst: Da habe ich mich sehr bemüht, dass es neutral ist in der Oberfläche. Und das würde ich jetzt, wüsste ich es, ganz anders machen?

00:17:54

Sarah Schuschkleb: Also ich würde kein Stück verändern. Weil die sind schon ok so wie sie sind. Ich war damals ja auch eine andere Person, als ich es heute bin. Aber die könnten heute nicht mehr so entstehen. Also das ist glaube ich der große Unterschied. Weil ja wieder andere Dinge passiert sind.

00:18:07

Cathleen Kämpfe: Ja. Du hast jetzt auch von deiner jetzigen Herangehensweise gesprochen, dass du ja auch mehr von dir selbst in dein Stück hineingeben kannst. Und du verkaufst dann ja auch die Stücke. Wie vermittelst du eigentlich die Intention deiner Werke an die Träger*innen? Und bekommst du manchmal auch Feedback über den Transfer?

00:18:23

Sarah Schuschkleb: Also egal ob jetzt verkaufen, oder ob es einfach nur eine Ausstellung ist. Man ist ja auch nicht immer dabei, auch dann wird es ja vermittelt. Ich finde auch Verkaufen ist mir gar nicht so wichtig wie zeigen, also dass Menschen damit in Interaktion treten können oder es wahrnehmen, das finde ich eigentlich das Wertvolle am Machen. Und wie ich das vermittele, tatsächlich über Texte auch. Also der große Teil ist über Texte, in Ausstellungen zum Beispiel. Oder wenn ich das dann jemanden gebe, einer Galeristin oder einem Galeristen, da redet man im Vorfeld drüber und da findet dann auch im besten Fall ein Gespräch statt, hoffe ich. Oder wenn man das eben selbst kann. Und ich vertraue meinen Stücken aber auch immer mehr. Also so dieses das man sagen kann: Das ist so wie es ist und ich habe eine Intention und die vermittele ich vielleicht schon durch den Titel oder einen kleinen Beisatz. Aber den Rest schaffen die schon alleine. Und jeder, der damit in Berührung tritt, darf das ja auch anders wahrnehmen oder noch mehr dazu tun. Und das ist ja eigentlich auch das spannende, dass es sozusagen irgendwann auch außerhalb meiner Macht ist, zu beeinflussen wie Menschen das wahrnehmen. Also das ist mir früher viel schwerer gefallen wie heute. Also dieses Loslassen, dass ich nicht jedem oder jeder sagen kann, du musst das jetzt so wahrnehmen wie ich das wollte. Sondern dass es da eine große Bandbreite gibt und wenn es da was anderes bei jemanden hervor ruft wie bei mir selber, oder wie das was ich wollte, ja eigentlich nur noch ein Zusätzliches ist.

00:18:42

Cathleen Kämpfe: Wie hat eigentlich dein Umfeld, also deine Professor*innen, deine Freund*innen deine Schmuckpraxis geprägt? Du hast ja auch schon davon gesprochen, dass deine Vorstellungen von Schmuck und wie du Dinge loslassen kannst, wie viel du hinein gibst sich ja auch geändert hat im Laufe der Jahre. Wie sehr wurde das auch vielleicht auch von anderen Personen geprägt und beeinflusst?

00:20:02

Sarah Schuschkleb: Enorm! Also ich glaube jedem Menschen dem man begegnet, der nimmt Einfluss auf einen in irgendeiner Form. Der eine mehr, der andere weniger. Und im Endeffekt fliest dass dann irgendwann wieder, zumindest bei mir, in die Arbeit ein. Also ich glaube die erste große Prägung habe ich wahrscheinlich von meinem Elternhaus, von meiner Familie. Also das auf mich selbst vertrauen und das Wahrnehmen als was Gutes, wenn ich ins Schaffen komme. Und irgendwie auch mein ästhetisches Empfinden, also wie und was nehme ich wahr, das glaube ich habe ich da gelernt. Also Sehen lernen. Ja Freunde, was Thematiken oder was Inhalte angeht, da passiert natürlich ganz viel im Gespräch. In welchen Kreisen bewege ich mich gerade, mit wem unterhalte ich mich über was? Das sind dann meistens auch Dinge, die einfließen in die Arbeit. Ich bin jetzt lange Zeit mit einem Schauspieler liiert. Das ist natürlich auch was. Also dieses ganze Bewegung, dieses in Interaktion treten, Performance. Das sind so Sachen, die dadurch eine große Rolle spielen, auch in meinen Arbeiten. Und natürlich meine beide Professoren, bei denen ich studiert habe. Also in der Zeit, als ich bei Daniel Kruger studiert habe, habe ich so was wie mein persönlichen Stil oder meine Sprache entwickeln können. Da so eine größere Sicherheit zu bekommen. Und das Meisterschülerin Studium bei Hans Stofer war dann so … Also die Begegnung da war wie so ein sich gegenseitig Anpiecksen. Ich habe am Anfang gedacht: wir reden eigentlich nur aneinander vorbei. Ich habe alles noch mal neu hinterfragen müssen. Und das an einem Punkt, wo ich eigentlich schon dachte: Ich weiß ja genau was ich mache und wie ich es mache. Und das war für mich ganz spannend, mich noch mal selbst zu hinterfragen. Und deswegen auch, eine ganz große Prägung.

00:20:21

A.S. Ruth Schneider: Wenn wir jetzt davon vielleicht so ein bisschen in ein Außen blicken: Wie nimmst Du das Schmuckfeld wahr oder auch eine Szene in der Schmuck verhandelt wird oder auch vorhanden ist, in einer künstlerischen Art und Weise oder Ebene?

00:22:00

Sarah Schuschkleb: Da ist erst mal glaube ich so eine Definitionsfrage wichtig. Also was versteht man denn eigentlich unter Schmuckfeld und was begreift man unter Schmuckszene? Also ich glaube unter Feld würde ich eher die Tätigkeit fassen, also was umfasst denn eigentlich alles für mich Schmuck? Was ich so großartig finde, dass man so frei ist im Format, in den Inhalten, in den Materialien. Und das es eigentlich so viele verschiedene Disziplinen miteinander vereint. Das finde ich ist großartig. Und gleichzeitig, wenn man den Blick von Außen, also von der nicht-Schmuckwelt nenne ich es mal, drauf gibt, ist es so diese Eingrenzung von Schmuck. Also warum begrenzt du dich denn den Schmuck? Das finde ich verrückt, weil da ist ja eigentlich alles drin! Und das Schmuckfeld finde ich ist so ganz ambivalent, also innen und außen. Die Schmuckszene machen für mich so die Menschen aus, die da drin sind. Und mit denen man halt irgendwie … Also dadurch, dass man selber Schmuck macht, halt selber auch irgendwie drin steckt. Mit wem hat man studiert? Bei wem hat man vielleicht mal ausgestellt? Und so weiter. Das macht die Szene aus. Das ist für mich total schwierig das überhaupt zu greifen, weil man ja immer irgendwie mitten drin steckt. Das ist wie wenn man fragt: Bist du glücklich? Da kann man im Nachhinein drauf gucken und sagen: Ahja, das hat das ausgemacht. So ein Umfeld. Aber so eine Jetzt-Aufnahme finde ich da ganz schwer, für mich zumindest.

00:22:20

Cathleen Kämpfe: Ein Teil der ganzen Schmuckszene sind ja Stipendien und Residenzen. Welche Rolle spielen sie für junge Künstler*innen und braucht es eventuell mehr Möglichkeiten um für die Künstler*innen Raum für ihr Schaffen und Wirken zu bringen?

00:23:36

Sarah Schuschkleb: Ich kann das nur für mich beantworten und wie ich vielleicht damit umgehe. Ich finde so Aufenthaltsstipendien total toll und spannend. Und bewerbe mich da auch immer mal wieder gerne drauf. Weil egal wie kurz oder lang die sind, passiert da für mich ganz viel und das nehme ich dann sozusagen in meinen Alltag danach mit und kann da noch ganze lange weiter mit arbeiten, weil es so eine konzentrierte Zeit ist. Deshalb ist das für mich ganz ganz wertvoll. Kurz raus aus meinem eigentlichen Leben zu sein, woanders ganz viel Input zu sammeln und dann, oder schon anzufangen, und dass dann weiterzuziehen. Also daraus schöpfe ich persönlich ganz viel. Und dann, so Arbeitsstipendien – eigentlich sind sie großartig für mich aber schwierig. Ich bin sehr sicherheitsbedürftig. Wenn ich nicht weiß wie ich meine Miete in zwei Monaten zahle, dann kann ich nicht künstlerisch arbeiten, dann bin ich zu nervös. Und deswegen habe ich auch einen Brotjob und bewerbe mich nicht regelmäßig auf Stipendien, die mir ein halbes Jahr oder ein Jahr eine Sicherheit geben. Allerdings habe ich jetzt auch in der Pandemiezeit gemerkt, da hatte ich das Glück, dass ich über meinen Brotjob Kurzarbeitsgeld bekommen habe, was ein bisschen unfreiwillig war wie ein Stipendium. Und wie viel möglich eigentlich in der Zeit ist. Was für mein Gefühl wären längere Stipendienzeiträume besser oder mehr Stipendien die unabhängig vom Einkommen sind. Also für meine persönliche Lebenssituation wäre das wünschenswert.

00:23:52

Cathleen Kämpfe: Das kann ich total gut nachvollziehen, weil ich während meines Studiums auch ein einkommensunabhängiges Stipendium hatte, aber auch auf mein Studium begrenzt und das fehlt mir natürlich sehr (lacht). Aber einfach diese Freiheit sich im Kopf zu erschaffen, sich nicht permanent diese Sorgen machen zu müssen. Und darüber hinaus eben hinaus mit dieser gewonnen finanziellen Freiheit sich ja ganz andere Räume erschließen zu können. Ich hatte gerade im Kopf wo Du eigentlich schon alles Artist Residencies gemacht hattest. Ich hatte so Istanbul im Kopf und auch Ahrenshoop. Ist das richtig? Weil da sind ja auch so ganz andere Projekte entstanden als ich sie sonst so von dir kannte. Das fand ich total spannend. Gab es nicht so ein Tischdeckenprojekt in Istanbul? Ich habe da so was im Kopf (lacht).

00:25:19

Sarah Schuschkleb: (lacht) Ja, also das in Istanbul, das war ja noch während des Studiums und das war ein Mandala Projekt. Also du sagst, das sind sehr unterschiedliche Sachen. Für mich natürlich nicht, weil die in Reihe stehen. Irgendwie wirft die eine Arbeit meistens eine Frage auf und die wird dann in der Nächsten beantwortet oder in der Übernächsten. Deswegen stehen die alle schon für mich im Verhältnis zueinander. Istanbul war das erste in dieser Form und Ahrenshoop war jetzt das letzte was ich in dieser Form hatte. Was ich vor allem sehr spannend fand an dieser Art, ist dass da auch andere Künstlerinnen und Künstler mit dabei sind und mit denen man dann in Kontakt treten kann. Und die einen noch zusätzlich zu dem anderen Raum oder Ort noch bereichern. Und alles was so dazwischen war, war meistens kleiner. Ich war auch noch mal in Serbien für ein kleines Projekt. Und in Erfurt, bei dem Schmucksymposium, an dem ich teilnehmen durfte. Das sind dann so kleinere Sachen. Daran zehre ich dann meistens.

00:26:04

A.S. Ruth Schneider: Du hattest jetzt eben gerade auch schon erwähnt, Du hast einen Brotjob, der Dich durchs Leben bringt. Und einige Schmückkünstler*innen machen teilweise ja auch eher so ein bisschen konventionellere Schmuckstücke, um sich zu finanzieren, die einfach etwas gängiger sind. Und vielleicht auch etwas schlichter und einfacher, also in der Rezeption noch mal zugänglicher. Wir hatten uns gefragt, ob Du auch schon mal in eine eher konventioneller Praxis getreten bist, wie das für Dich war? Wie vielleicht dort Deine Herangehensweise war und wie sich diese von der künstlerischen Forschung unterscheidet. Und daran anschließend – entschuldige, langer Fragenblock – was macht eine mögliche Kommerzialisierung mit Deinem Schmuck Machen oder auch mit Deiner künstlerischen Forschung?

00:26:58

Sarah Schuschkleb: Ich kann vielleicht mal so herum anfangen. Ich habe mein Studium vor ca 5 Jahren abgeschlossen. Bevor ich mich dem Meisterschülerinnstudium angefangen habe, das war ja so leicht versetzt. Und als ich das Studium sozusagen abgeschlossen hatte, habe ich mich gefragt, wie geht es denn jetzt eigentlich weiter? Also wie kann ich dann mein Leben finanzieren? Und es war klar, dass ich das nicht mit der Art von Schmuck, die ich gemacht habe, komplett finanzieren kann. Und auch nicht will, weil ich weiß, dass ich mich dann ganz schön anpassen müsste. Durch diesen Brotjob den ich habe, habe ich eine große Freiheit in der künstlerischen Arbeit, weil ich nicht abhängig davon bin zu verkaufen. Und ich habe verschiedene Sachen ausprobiert: kleine Messen, auf die man selbst gehen kann, Kunsthandwerksmärkte, so wie es bei Keramiker*innen viel selbstverständlicher eigentlich ist. Und habe so geguckt, was passt zu mir? Und habe herausgefunden: Das passt nicht zu mir. Aber das ist ganz individuell und das muss jeder für sich herausfinden, ob er so zweigleisig fahren kann oder wie er es möchte. Oder genau. Und deshalb, so momentan ist es für mich besser sozusagen etwas getrenntes zu machen und mich ganz da drauf zu konzentrieren. Wie ich es vorhin auch schon gemeint habe, dass Zeigen ist für mich wichtiger wie das Verkaufen. Und das aber auch nur, weil ich nicht komplett finanziell davon abhängig bin. Ich würde mir eigentlich wünschen, dass es viel mehr Ausstellungsvergütung geben würde. Dass das Zeigen mehr honoriert wird. Auch für die Leute, die in eine Ausstellung kommen. Dieses Gefühl, dieses Besitzen wollen. Ich glaube, man muss anders mit diesen Stücken in Kontakt treten, als: Das soll mir gehören. Das soll etwas mit jemanden machen. Ich gehe ja auch nicht irgendwo hin und sage: „Ich muss das jetzt besitzen.“ Trotzdem hat es einen großen Eindruck auf mich. Und ich finde, dass ist eigentlich das, was viel zu wenig im Schmuck für mich vorkommt, dass man einfach was genießen kann und dass trotzdem der Künstler oder die Künstlerin auch finanziell was davon hat.

00:27:58

A.S. Ruth Schneider: Ja voll, total.

00:29:50

Cathleen Kämpfe: Und noch eine abschließende Frage. Aber die hast Du schon in zwei Punkten tatsächlich auch schon erzählt. Und zwar lautet sie: welche Wünsche hast Du an die Schmuckszene? Wobei Du ja schon von möglichst längerfristigen Arbeitsstipendien gesprochen hast und dem Honorieren vom Ausstellen des Schmucks. Gibt es noch weitere offene Wünsche?

00:29:55

Sarah Schuschkleb: Was ich mir grundsätzlich, aber ich weiß nicht ob ich mir das von der Schmuckszene oder von der Kunstszene allgemein wünschen würde, ist, dass es eine größere Öffnung gibt. Ich habe so das Gefühl, Schmuck ist schon immer sehr für sich. Und gerade wenn es mit anderen Disziplinen auch in Verbindung tritt, passiert so viel spannendes. Und das passiert viel zu selten. Häufig wenn ich Ausstellungen gemacht habe, an denen ich dann auch gearbeitet habe, in denen Menschen aus anderen Bereichen waren, war das unheimlich befruchtend. Weil sie eben Themen auf verschiedene Arten bearbeiten und dadurch noch mal ganz anders Zugang zu den eigenen Themen findet.

00:30:15

A.S. Ruth Schneider: Vielen Dank für all Deine Gedanken und das Teilen von Deinen Erfahrungen.

00:30:49

Sarah Schuschkleb: Ja danke für die Einladung! Das tolle Thema Leben und Schmuck ist wunderbar.

00:30:55